Illustration von Cornelia Gann
Auswirkungen eines Pflichtpfandes
Was ein Pflichtpfand nicht bewirkt
Neue Pfandforderung im Parlament
Mit einer parlamentarischen Initiative will Nationalrat Alois Gmür (CVP, SZ) einmal mehr ein Pflichtpfand auf alle Getränkeflaschen und -dosen einführen. Bereits im September 2012 hat Alois Gmür eine identische Forderung eingereicht. Die zuständige Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (UREK-NR) kam nach ihren Beratungen zum Schluss, dass die Schweizer Recyclingquoten die Werte anderer europäischer Länder übertreffen, dass Getränkeverpackungen nur einen limitierten Anteil des Litterings ausmachen, dass die Einführung eines Pfandes mit hohen Einführungskosten verbunden wäre und, dass das Pfand das bestehende System zerstören würde. Die Kommission hielt abschliessend fest, dass ein Sammelsystem nur funktioniert, solange Sammelstellen im Moment der Konsumation offen und in der Nähe sind. Die Kommission und der Nationalrat haben die Forderung deshalb im Frühjahr 2013 klar abgelehnt. Es gibt keine neuen Argumente, die für ein Pfand sprechen würden.
Einführung eines Pflichtpfands für Getränkedosen und Getränkeflaschen
Eingereicht von: Gmür Alois
Einreichedatum: 21.06.2019
Stand der Beratungen: Im Rat noch nicht behandelt
Weitere Informationen: www.parlament.ch
Das Pfand: keine Lösung für die Schweiz
Die Schweiz verfügt über kundenfreundliche und effiziente Recyclingsysteme für Aluminiumdosen, Glasflaschen und PET-Getränkeflaschen. Diese sind passgenau auf den Schweizer Getränkemarkt und die gesamte Abfallbewirtschaftung abgestimmt. Das Pfand würde die dafür grundlegende Sammelinfrastruktur ohne Not zerstören.
Erfolgreiche Recyclinglösungen in Gefahr
Die Schweizer Recyclinglösungen stellen die Konsumentinnen und Konsumenten ins Zentrum. Dank deren Sammelleistung und dem Engagement der Gemeinden, des Handels und der freiwilligen Sammelstellen werden 93 Prozent der Getränkeverpackungen rezykliert. Das Pfand würde diese positive Entwicklung gefährden.
Download Beitrag 3: Erfolgreiche Recyclinglösungen in Gefahr
Kundenfreundlichkeit nimmt ab
Für die Rückgabe von leeren Getränkeverpackungen stehen der Bevölkerung heute 100'000 Sammelstellen zur Verfügung. Mit einem Pfand gäbe es nur noch die 7'000 Sammelstellen des Handels. Für die Bevölkerung bedeutet dieser Rückgang bei der Sammelinfrastruktur einen herben Komfortverlust.
Appenzell Innerrohden und Appenzell Ausserrohden
Sammelnetz heute vs. mit einem Pflichtpfand (bitte Schieber betätigen)
Limmattal
Sammelnetz heute vs. mit einem Pflichtpfand (bitte Schieber betätigen)
Uri, Nidwalden, Obwalden
Sammelnetz heute vs. mit einem Pflichtpfand (bitte Schieber betätigen)
Basel
Sammelnetz heute vs. mit einem Pflichtpfand (bitte Schieber betätigen)
St. Gallen
Sammelnetz heute vs. mit einem Pflichtpfand (bitte Schieber betätigen)
Zürich
Sammelnetz heute vs. mit einem Pflichtpfand (Bitte Schieber betätigen)
Quotenvergleiche sind oft irreführend
Um den Nutzen von Recyclingsystemen zu vergleichen, werden gerne Quoten herbeigezogen. Dabei geht vergessen, dass hinter denselben Begriffen oft verschiedene Mess- und Berechnungsmethoden stehen. Solange einheitliche Vorgaben fehlen, lassen sich Recyclingsysteme anhand von Quoten nicht vergleichen.
Ökologisch gut und geeignet
Jede
Getränkeverpackung hat ihre Vor- und Nachteile. Eine universell überlegene Verpackung gibt es nicht. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt verfügt die Schweiz über einen ökologisch guten Verpackungsmix.
Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass das Pfand kein geeignetes Mittel zur Mehrwegförderung ist.
Download Beitrag 6: Schweizer Verpackungsmix - ökologisch gut und geeignet
Sensibilisierung hilft gegen Littering
Dank der intensiven Sensibilisierung der Bevölkerung und dem Ausbau der Sammelinfrastruktur konnte das Littering trotz Bevölkerungswachstum und steigendem Unterwegskonsum stabilisiert und sogar leicht reduziert werden. Ein Pfand wäre eine Bedrohung für diese Erfolgsgeschichte.
Service Public in Gefahr
Das
Pfand würde zu Verlagerungen bei den Wertstoffströmen und der Finanzierung der kommunalen Sammelinfrastruktur führen. Die langfristigen Investitionen in die Sammelinfrastruktur der Städte und
Gemeinden würden hinfällig, und die Finanzierung der kommunalen Sammelstellen würde leiden.
Ganzheitliches Zielsystem statt Pflichtpfand
Für einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen müssen Kreisläufe zwingend geschlossen werden. Das Recycling ist in den letzten Jahren stetig optimiert, und damit der Umweltnutzen weiter gesteigert worden. Ein Pflichtpfand hingegen würde mit seiner Einseitigkeit den weiteren Aufbau einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft behindern.
Download Beitrag 9: Ganzheitliches Zielsystem statt Pflichtpfand
Studie zum Konsumenten-Verhalten
Die Empirie rät deutlich von der Einführung von Pfandsystemen ab, weil sie nicht nur Menschen betreffen, die keine Getränkeverpackungen sammeln, sondern auch jene, die es bereits tun. Dies verletzt die Fairnesspräferenzen der Menschen und kann sogar zu einem weniger nachhaltigen Umgang führen, da eine soziale Norm in eine Marktnorm überführt wird.
Weitere Informationen zum Pfand finden Sie auf den Seiten 8 und 26 in der Studie.
Entwicklung des Recyclings von Getränkeverpackungen
In den nächsten Jahren sind weitere
Optimierungen beim Recycling von Getränkeverpackungen aus Aluminium, Glas und PET geplant:
Der Sammelkomfort für die Bevölkerung, die Sammelquote, die Rezyklat-Qualität und der Umweltnutzen werden steigen. Im Gegenzug sinken der Ressourcenverbrauch und das Littering von
Getränkeverpackungen.
Schweizer PET-Recycling ist führend in Europa
Die Hochschule Rapperswil (HSR) hat zum ersten Mal überhaupt verschiedene PET-Recycling-Systeme in Europa nach einheitlichen Kriterien verglichen. Das System von PET-Recycling Schweiz erreicht bei allen wichtigen Faktoren Spitzenpositionen und überzeugt insbesondere bei der Rezyklat-Qualität und den Kosten.
CO2-Fussabdrücke von Getränken und deren Verpackungen
Studie "Retour"
Getränkeverpackungen: Kosten/Nutzen-Betrachtung -
Separatsammlung vs. Pflichtpfand
Eine Studie der Hochschule Rapperswil, Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik vom 9. Juli 2020.